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Stadt Radeberg

Pressemitteilung

Bahnbrücke der Rathenaustraße in Radeberg bleibt weiter gesperrt

24/11/28

Weil tiefgreifendere Untersuchungen an der Bahnbrücke der Rathenaustraße in Radeberg erforderlich sind, muss diese weiterhin für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt bleiben – so lassen sich die Aussagen von Prof. Dr.-Ing. Thomas Bösche, dessen Ingenieurbüro mit der Nachberechnung der Statik beauftragt wurde, von der Stadtratssitzung am 28.11.2024 zusammenfassen.

Um in das Thema Brückenstatik einzuführen, gab Professor Bösche eine kleine Brückenkunde. Er kam dabei auf die Mykenische Brücke in Griechenland zu sprechen, die 1300 v. Chr. errichtet wurde, heute noch steht und dies laut seiner Prognose auch nach wie vor tun wird. Grund dafür ist die Bauweise aus großen, nur grob zugerichteten Steinen ohne Mörtel und die Auffüllung der Zwischenräume mit kleinen Steinen. Es ist das Naturmaterial, das die Brücke so langlebig macht. Der an sich also perfekte Brückenbau entwickelte sich dennoch weiter, weil sich die Ansprüche und auch die Nutzungsarten zum Beispiel durch den Automobil- und Eisenbahnverkehr im Laufe der Zeit änderten. Das Nutzen künstlicher Materialien bringt jedoch deutlich kürzere Standfestigkeiten mit sich. In den 1960er-Jahren wurde Neptun- und Sigma-oval-Spannstahl in Westdeutschland entwickelt, in Ostdeutschland wurde gleicher Spannstahl in Hennigsdorf hergestellt. Das Material wurde in vielen Spannbetonbauwerken in der damaligen Zeit eingebaut, so auch 1975 beim Bau der Brücke der Rathenaustraße. Der rasant wachsende Bedarf an Bauwerken dieser Herstellungsart sorgte für den Einsatz des neuen Spannstahls, auch wenn nicht alle Probleme damit bekannt waren. Heute ist bekannt, dass bei der Herstellung dieser Arten von Spannstahl mehr oder weniger kleine Anrisse im Stahl entstehen können. Diese wirken in Verbindung mit Wasser als Korrosionzelle und bewegen sich ganz langsam weiter ins Innere vor. Von außen ist dies – auch bei den Brückenprüfungen – nicht ersichtlich. Im Falle der Brücke der Rathenaustraße zeigen sich auf der Brückenoberseite Querrisse und auf der -unterseite Längsrisse. Aus dem im Zuge der Statikprüfung erstellten Berechnungsmodell geht hervor, dass ein rechnerisches Ankündigungsverhalten sowohl an den Stützen als auch im Hauptfeld vorliegt. "Angesichts dessen war die Brückensperrung die richtige Entscheidung", sagte Professor Bösche. Der nächste Schritt ist eine Materialprüfung. Hierbei wird an spezifischen Stellen unter dem Straßenbelag aus dem Brückenbauwerk Stahl entnommen um diesen dann im Labor zu testen. „Den Auftrag dazu hat die Stadtverwaltung Radeberg bereits erteilt. Wir hoffen, dass es schnellstmöglich, vielleicht sogar noch in diesem Jahr, damit losgeht. Im Moment heißt es demnach leider erst einmal weiter abwarten. Währenddessen bleibt die Brücke weiterhin für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt“, so Oberbürgermeister Frank Höhme.